Wie man sie auch dreht und wendet, wie man sie auch in Nebel hüllen oder gar ganz verschweigen möchte, unsere persönlichen Fehltritte, Irrwege, Fettnäpfchen und „Übergrenz-Gänge“ gehören zu uns wie der erste Atemzug oder der erste Mittelfinger kurz danach.
Nein, kein einziger Mensch trägt nur weiße Westen, keiner fällt als Meister vom Himmel, vor allem dann nicht, wenn es um die schwierigste Aufgabe überhaupt geht, das eigene Leben.
Der eine erkennt dies, steht dazu, der andere lügt sich und seinen Mitmenschen kerzengerade ins Gesicht.
Und Fehler sind keine Einzelfälle. Nein, sie passieren manchmal immer wieder, wenn auch in anderer Form. Vor allem bei Menschen, deren Herz nach einer gewissen Art von Rebellion und „Kontrollierter Anarchie“ schreit. Es sind Menschen, die die Reibung lieben, die Diskussionen um sie nicht scheuen und gerne provozieren. Dabei aber auch gerne die Korrekturen darauf durchleben, den Wert der Fehltritte erkennen um die Zukunft besser zu begehen. Sich dabei auch eingestehen, dass der häufigste, der sicherste, vielleicht auch vermeintlich vernünftigste Weg nicht ihr liebster ist.
Philipp Burger, Sänger von Frei.Wild, Autor, Gitarrist, Produzent und Solokünstler, ist genau einer dieser Menschen, die sich genau so einschätzen.
In „Kontrollierte Anarchie“, der ersten Singleauskoppelung seines Soloalbums, schaut Philipp Burger z.B. genau auf seine Jahre als rechter Skinhead zurück. Er geht seinen Irrwegen nach, fragt nach dem Warum, nimmt sich dabei auch selber aufs Korn und fragt nach dem Warum, das ihn dahin getrieben hat. Er kritisiert sich dabei, findet auch Antworten und geht seinem Trieb der Provokationslust auf schonungslos ehrliche Weise auf den Grund.
Er erklärt dabei aber auch, wieso er sich fehlertechnisch als praktisch unheilbar, oder zumindest als sehr empfänglich, sieht. Er sieht sich selbst als Mensch, der primär oppositionell denkt. Als Mensch, der das „wachsam“, „zweifelnd“, das vielleicht auch erstmal Dagegensein, nicht ungerne über die vermeintlich große Mehrheitsmeinung stellt.
„Die Richtung, in die fast alle laufen, ist fast immer die, in die ich nicht laufen will, und das sage ich als Mensch, der sich weder als Punk und schon gar nicht als Soldat sieht.
Die Art meiner inneren kontrollierten Anarchie, die ich sogar laut meinen Eltern und Freunden schon immer spürte, scheint mir angeboren. Mit allen Fehltritten und Konsequenzen, aber auch Enttäuschungen und Erfahrungen, die nun mal auch dadurch einhergingen“.
Der Song und das Video zur Single erscheint über Rookies&Kings und kommt am 01. April um 0:00 Uhr auf allen Portalen.
Kontrollierte Anarchie
Außenseiter- Instinkt, jugendliche Rebellion
Nonkonformitäts- Phantasien, hieß die Liaison
Ungeschulte Rauheit und immer schön verdorben
Es war ein Marsch mit dem Teufel
Und meine Eltern waren in Sorgen
Ich war nie der Romeo, war eher Kneipen- Stammgast
Verlassenheitsneurosen, treffen auf Sehnsucht ohne Rosen
Straßenvokabular, von vielen aufgegeben
Nein Glatze und Springer und große Fresse
Liegen eben nicht jedem
Aus dem Mundwinkel, hängt die Zigarette
Alles auf die leichte Schulter, ohne Netiquette
Das Foto an der Wand, ja es lacht mich heute an
Verdammt es eine geile Zeit, doch dann kam irgendwann
Eine andere, andere Liebe, für mein Leben
Eine andere, andere Liebe, zu mir selbst
Ließ diese Zeiten hinter mir
Dann kam die Freiheit wie noch nie
Doch mein Herz schreit ewig weiter
Nach kontrollierter Anarchie
Ich grub nach meinen Wurzeln, untergrub meine Autorität
Waren working class-Männer, und ja, wir haben den Scheiß gelebt
Alle immer große Schnauze und nie zu schade für einen Krach
Nein leider nicht mal nur zuhause, war stets Feuer auf dem Dach
Gefühlsrationiert, Möchtegerne- harter Hund
Mit Maulaufreißer-Fresse, lebt es sich meistens ungesund
Dann lag sie plötzlich vor mir, diese Kreuzung, dieser Weg
Der Brennpunkt der Entscheidungen, und den habe ihn dann gewählt
Auf dem Foto vor mir, sehe ich mich mit Glatze und Narben
Auf der Fahne hinter mir, dumme Zeichen auf dummen Farben
Warum war ich dabei, wieso bin ich nicht schneller raus?
Mein Herz es schenkte mir fürs Hassen doch nie einen Applaus